Der Standort der Eubanet am Tecklenburger Damm.

Der Standort der Eubanet am Tecklenburger Damm.

Quelle: ivz.medien GmbH & Co. KG

 

Eubanet am Tecklenburger Damm

Von Tobias Vieth

UMTS, LTE, 5G. Die drei Mobilfunkstandards, von denen der erste bereits wieder abgeschaltet ist, sind eng verwoben mit der Geschichte von Manfred Kotz und Axel Pfeffer. Der Obersteinbecker und der Dortmunder fingen 1993 ihre Karriere im Mobilfunk an. Kennengelernt hatten sie sich auf einer Messe, anfangs kümmerten sie sich um Dienstleistungen rund um CAD-Software. Doch die Phase, die zu dem heutigen Unternehmen von 120 Mitarbeitern führte, begann eigentlich erst 2011.

Mit zwei weiteren Mitarbeitern gründeten sie da die Eubanet GmbH, damals noch an der Rudolf-Diesel-Straße in Ibbenbüren. Im Kern ging es ums Makeln.

„Es ist ein spezieller, kleiner Markt.“

Manfred Kotz

Nur, dass es eben nicht Häuser und Wohnungen sind, sondern Standorte für Mobilfunkantennen. „Wir sind das Bindeglied zwischen den Mobilfunkgesellschaften und den Eigentümern von Frei- oder Dachflächen“, erklärt Manfred Kotz, geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens.

Spätestens ab 2019 dann wuchs das Geschäft rasant. Das hat weniger mit dem da bezogenen Neubau am Tecklenburger Damm in Ibbenbüren zu tun, sondern vielmehr mit dem Beginn des Ausbaus des 5G-Mobilfunknetzes. Den zweigeschossigen Neubau auf einem rund 4000 Quadratmeter großen Grundstück eröffnete die Eubanet noch mit 40 Mitarbeitern. Heute sind es 120, die auf den 1100 Quadratmetern Bürofläche längst keinen Platz mehr finden. Stattdessen gibt es ein Büro in Osnabrück in der Nähe von Ikea und auch Büroflächen am Neumarkt in Ibbenbüren. So lange jedenfalls, bis der geplante Neubau auf dem Nachbargrundstück realisiert ist. Noch sind die Planungen in einem frühen Stadium. Doch Ende 2025, sagt Kotz, würde er das dreigeschossige Gebäude gerne fertig haben, so die Lage auf dem Baumarkt es zulässt. Dann wären alle wieder an einem Standort. Und mehr als 180 Mitarbeiter, so der Plan, sollen es auch in Zukunft nicht werden. 

Der Standort der Eubanet am Tecklenburger Damm.

Warum das entstehende 5G-Netz zu so einem schnellen Wachstum der Eubanet führte, zeigt allein der Deal, den man im Dezember 2022 abschloss: Die 1&1 Towers GmbH, eine Tochtergesellschaft der 1&1 AG, und die Eubanet GmbH schlossen einen Vertrag zur Akquisition neuen 5G-Antennenstandorten. 7500 sollen es sein. Und 1&1 ist nicht der einzige Kunde, für den die Eubanet tätig ist, diverse Tochtergesellschaften der großen Telekommunikationskonzerne sind Kunden, ebenso Energieversorger, auch die hiesigen Stadtwerke. Für ein flächendeckendes 5G-Netz, erklärt Kotz, müssen die Standorte in den Städten in einem leicht überlappenden Radius von rund 500 Metern stehen. Dafür sind eine Menge Antennen nötig. 

Die Standorte für Antennen sind das Geschäft der Eubanet GmbH, die sich um die Akquise von Mobilfunkstandorten kümmert.

Eubanet kümmert sich zum einen um die Vermittlung neuer Standorte, das „typische Neukundengeschäft“, wie Kotz erklärt. Aber auch der Bestand wird verwaltet, etwa wenn Anlagen nach- oder aufgerüstet werden müssen. Auch die Absprache verschiedener Anbieter, die sich einen Mast teilen, koordiniert die Firma. Denn möchte ein Betreiber etwa von LTE auf 5G aufrüsten, geht das nicht einfach so. Weil Maximalwerte an elektromagnetischen Wellen eingehalten werden müssen, kann ein Umbau der Sendestation nötig werden. Eubanet bringt alle Beteiligten dann zusammen.

Auch für Nachverhandlungen mit Grundstücks- und Dacheigentümern wird das Unternehmen tätig, ebenso bei der Digitalisierung und Visualisierung der Anlagen mittels Drohnen. Das ist nötig, damit die Netzbetreiber 3D-Modelle der Antennen und der Gebäude bekommen. Auch in Verwaltungsfragen, etwa bei Vertragsprüfungen oder der Vertragsanlage in SAP-Systemen tritt die Eubanet als Dienstleister auf. Das Geschäftsgebiet ist bundesweit, mit einem Schwerpunkt in Nord- und Westdeutschland. Mit dem Joint-Venture-Partner City Concept Leipzig ergibt sich dann eine komplette Abdeckung des Bundesgebiets. Erklärtes Ziel in dem kleinen Markt: Man will der größte in Deutschland werden.

Der Kern des Geschäfts ist aber das Vermitteln neuer Standorte, weshalb im Unternehmen hauptsächlich Kaufleute, gerne aus dem Immobilienbereich, beschäftigt sind. Und die laufen, wenn sie mit ihrem Ansinnen bei den Eigentümern potenzieller Antennenstandorte auftauchen, auch recht oft vor verschlossene Türen. Etwa die Hälfte der Anfragen, so schätzt Kotz, sind erfolglos.

Im Vorfeld suchen die Funknetzplaner der Kommunikationsunternehmen sehr präzise nach Adressen, die für eine Antenne infrage kommen. Auch wenn langfristige Mietverträge locken, winken viele Menschen ab. Aus Angst vor möglichen Magnetfeldern etwa, oder aus Sorge vor Ärger mit den Mietern, wenn es um Mehrfamilienhäuser geht. Aber auch auf dem platten Land verzichtet so mancher lieber auf den Funkmast auf dem Acker, um nicht Streit mit dem Nachbarn zu riskieren. Kotz betont im Gespräch mit unserer Redaktion, dass es wichtig sei, bei der Installation von Antennen die Nachbarn und Mieter mit ins Boot zu holen. „Wir sagen immer: Geht da offen mit um. Klärt das ab.“ Denn mit jahrelangem Dauerzwist sei niemandem geholfen. Ein Beklagen solcher Projekte hingegen erachtet er als sinnlos: Alle Abstände und gesetzlichen Vorgaben würden eingehalten. Bis ein passender Standort gefunden ist, kann es also etwas dauern. Das Unternehmen sieht als sein Erfolgsmodell, dass man sich in all diesen Fragen als kompetenter Ansprechpartner präsentiert. In etwa 70 Prozent der Fälle geht es mittlerweile um Standorte auf Dächern, nur in etwa 30 um Masten auf dem Land.

Sorge, dass der Eubanet in naher Zukunft die Arbeit ausgeht, haben Kotz und Pfeffer nicht. Auf die nächsten zehn Jahre hin gebe es reichlich zu tun, und Satellitentechnik könne 5G derzeit nicht das Wasser reichen. Dass irgendwann eine neue Innovation das Geschäftsmodell auf den Kopf stellen könnte, schwingt zwar im Hintergrund immer ein wenig mit. Aber: Da die meisten Mietverträge über 30 Jahre laufen, scheint dieser Punkt wohl noch fern zu sein.

5G im Mobilfunk

Laut Mitteilung der Bundesnetzagentur ist die Versorgung mit 5G durch mindestens einen Netzbetreiber zuletzt auf rund 79 Prozent der Fläche des Bundesgebiets angestiegen (Stand Oktober 2022). Zu Beginn der Datenerhebung im Oktober 2021 habe der Anteil bei rund 53 Prozent gelegen, teilte die Bundesnetzagentur Ende November vergangenen Jahres mit. Im Vergleich der einzelnen

Mobilfunknetzbetreiber sei zum derzeitigen Datenstand eine Spanne von ca. 37 Prozent bis zu 55 Prozent hinsichtlich der prozentualen Flächenversorgung mit 5G zu verzeichnen.

Die Ausbauentwicklung spiegele sich in den Messungen der Breitbandmessung/Funkloch-App der Bundesnetzagentur. Hier sei ein stetiger Zuwachs von 5G-Messpunkten zu verzeichnen. So betrug deren Anteil im September 2022 bereits ca. 14 Prozent und ist steigend. Nach wie vor sei 4G aber die bestimmende Technologie (ca. 80 Prozent aller Messpunkte). Um die 5G-Technologie nutzen zu können, müssen Endkunden über ein 5G-fähiges Endgerät und einen entsprechenden Vertrag verfügen.

Verglichen mit dem vorherigen Standard ist die Bandbreite von 5G zwar hoch, der Internetzugang also besonders schnell. Die Reichweite ist aber vermindert, was die derzeit wachsende Zahl von Antennen erklärt.